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Tygerberg Academic Hospital, Kapstadt / Südafrika
15.02.2010 - 09.04.2010

Die Stadt

Kapstadt ist nach Johannesburg und Durban die drittgrößte Stadt Südafrikas. Seit 2004 bildet sie den ausschließlichen Sitz des südafrikanischen Parlaments, davor war sie es nur während der Wintermonate. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Westkap (Western Cape).
Den Namen erhielt Kapstadt nach dem Kap der guten Hoffnung, das etwa 45 Kilometer südlicher liegt und eine Hauptgefahr auf dem Seeweg nach Indien darstellte. Da Kapstadt die erste Stadtgründung der südafrikanischen Kolonialzeit war, wird sie von den Südafrikanern auch gern als die „Mutterstadt“ bezeichnet. [Wikipedia]

Bewerbung

Persönliche Motivation - Ein PJ-Land sollte sonnig, englischsprachig und vor allem weit weg sein. Da Südafrika unter Medizinstudenten einen guten Ruf genießt und ich schon lange mit dem Gedanken eines Afrikaaufenthaltes während meines Studiums gespielt hatte, wählte ich dieses Land für eine Hälfte des Innere-Tertials. Die Wahl fiel auf die Innere Medizin, da die Chirurgie sehr überlaufen ist und keine Plätze mehr frei waren.

Bewerbung - Die erste Emailanfrage habe ich am 13.01.2009 an die Koordinatorin für internationale Studenten geschickt. Kurz darauf bekam ich eine Liste mit den erforderlichen Unterlagen, die ich nachreichen sollte. Einige Tage später machte sich dann ein dicker Briefumschlag in Richtung Südafrika auf die Reise und am 18.02.2009 hielt ich meine Zusage in den Händen. Allerdings ist eine Zusage dort erst richtig verbindlich, wenn die Studiengebühren überwiesen sind.

Reiseinformationen

Einreisebestimmungen - Ich habe kein Visum benötigt, da ich weniger als drei Monate in Südafrika verbracht habe. Zur Einreise hat daher mein Reisepass ausgereicht, wo der Zollbeamte allerdings eintragen musste, dass ich dort ein Paktikum im Krankenhaus mache.

Sicherheit - Das Auswärtige Amt warnt vor der hohen Kriminalitätsrate in Südafrika. Man sollte sich daher nur tagsüber in den Städten aufhalten und auch dann nicht allein. Auf öffentliche Verkehrsmittel sollte man verzichten, daher mieten sich viele Studenten einen Mietwagen oder kaufen sich einen günstigen Gebrauchtwagen. Taxis sollte man nur bei bekannten Taxiunternehmen reservieren.

Sprache - Südafrika hat seit dem Ende der Apartheid elf amtliche Landessprachen: Englisch, Afrikaans, isiZulu, Siswati, isiNdebele, Sesotho, Nördliches Sotho, Xitsonga, Setswana, Tshivenda und isiXhosa. Das Land ist damit nach Indien dasjenige mit den meisten offiziellen Sprachen der Welt. Obwohl jede der elf Sprachen Amtssprache ist und laut Gesetz alle Sprachen als gleich anzuerkennen sind, bildet sich die englische Sprache als Führende heraus, da sie im Land über die unterschiedlichen Volksgruppen hinaus von den meisten Menschen verstanden wird und nicht unmittelbar mit dem ehemaligen Apartheidsregime verknüpft ist. [Wikipedia]

Mein Aufenthalt in Kapstadt

Anreise - Die Emirates verkehren regelmäßig zwischen London und Kapstadt. Meinen Flug habe ich schon im Mai gebucht, dank Frühbucherrabatt waren die Kosten recht überschaubar. Mit einer Zwischenlandung in Dubai war ich etwa 20 Stunden unterwegs.

Verkehrsverbindungen - Es gibt in Kapstadt zwar unzählige Minibusse und auch einige Bahnlinien, es wird jedoch selbst in einem Infoschreiben der Uni davon abgeraten, damit zu fahren. Ich habe mir für wenig Geld einen Mercedes gemietet, die meisten der Studenten am Tygerberg Hospital hatten sich einen VW gemietet. Die Mieten fangen bei etwa 10 Euro pro Tag an.

Kommunikation - Für etwa 10 Rand (1 Euro) bekommt man eine Handykarte, das Telefonieren ist etwas günstiger als in Deutschland. Internet war in der Lodge vorhanden, allerdings musste man den verbrauchten Traffic bezahlen. In den Abendstunden und am Wochenende war dies jedoch so günstig, dass man auch skypen konnte.

Unterkunft - In der International Lodge haben etwa 60 Studenten aus aller Welt gewohnt. Den grössten Teil machten hier jedoch Deutsche und Niederländer aus. Es gab Einzel- und Doppelzimmer, Duschen und Toiletten waren auf dem Gang. Einmal pro Woche gab es neue Bettwäsche und Handtücher. Es empfiehlt sich aber, noch ein paar mehr Handtücher mitzubringen, da man gerade am Strand mit zwei Handtüchern pro Woche nicht allzu weit kommt.
Direkt neben der Lodge gab es einen Swimming-Pool, im Nachbargebäude die Mensa, wo man notfalls auch einige Sachen einkaufen konnte. Auf dem Campus stehen verschiedene Sportanlagen wie ein Fitnessstudio oder ein Tennis- und Sportplatz zu Verfügung.

Land und Leute - In kaum einem Land habe ich so viele Gegensätze gesehen wie hier. Einerseits gibt es Menschen mit riesigen Villen am Meer, in den Townships leben widerum Menschen, die überhaupt nichts haben und Hunger leiden. Einmal habe ich gesehen, wie ein Autofahrer einem Bettler sein angebissenes Brot gegeben hat. Der Bettler hatte anscheinend einen solchen Hunger, dass er sich gefreut und überschwänglich dafür bedankt hat. Ein Obdachloser in Düsseldorf hätte sicherlich anders reagiert.
Insgesamt sind die Menschen in Südafrika sehr freundlich. Aufgrund der Armut ist allerdings auch die Kriminalität ein grosses Problem.

Kultur und Freizeit - In Kapstadt und Umgebung gibt es nahezu unendlich viele Freizeitmöglichkeiten. Auf der Long Street gibt es unzählige Cafes und Restaurants, von denen ich besonders die Mojito-Bar erwähnen möchte, dort gibt es unglaublich leckere Batidos (kubanische Milchshakes). An einem Tag haben wir eine Weintour mit Shorty, unserem Taxifahrer unternommen. Drei Weingüter haben wir besucht und die Weine probiert. Vom lieblichen Weisswein über den trockenen Rotwein bis zum süssen Dessertwein ist hier für jeden etwas dabei.
In den acht Wochen habe ich unbeschreiblich viel erlebt, die schönsten Sachen möchte ich hier einfach nur auflisten: Crystal Pools; Route 62; Paragliding in Wilderness; die Cerdernberge (besonders der Wasserfall in Algeria und zum Übernachten die Steelwater Farm bei Citrusdal); die Besteigung der drei Berge Tafelberg, Lions Head und Devil's Peak; ein Besuch auf Robben Island; die Strände von Kapstadt; Kap der Guten Hoffnung; Kap Agulhas; die Pinguine von Boulders Beach und natürlich der Woodstock-Markt, wo es unendlich viele leckere Sachen zum Essen gibt.

Die Arbeit in der Klinik

Grösse und Abteilungen des Krankenhauses - Das Tygerberg Hospital ist die Uniklinik der Universität Stellenbosch. Es verfügt über 1310 Betten und versorgt jedes Jahr etwa 600.000 Patienten ambulant oder stationär. Alle Fachabteilungen einer Klinik der Maximalversorgung sind vorhanden, die meisten Famulanten oder PJ'ler haben sich für ein Tertial in der Inneren, Chirurgie, Dermatologie oder Radiologie entschieden.

Gesundheitsvoraussetzungen - Es wurden keine besonderen Bescheinigungen gefordet.

Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke - Mein Arbeitstag begann jeden Tag um acht Uhr mit der Visite. Hier wurden alle Patienten der Station von den Studenten visitiert, ein Eintrag in die Krankenakte gemacht und dann bei der ärztlichen Visite dem Stationsarzt vorgestellt. Regelmässig wurden besonders interessante Fälle genauer besprochen oder im Rahmen eines Seminars mit dem Consultant erörtert. Nach der Visite wurde die Stationsarbeit erledigt. Meine Aufgaben waren hier meist Blutabnahmen oder Lumbalpunktionen. Einmal pro Woche war meine "Duty-Group" on call, das heisst, wir haben die Patienten in der Notaufnahme untersucht und dem zuständigen Arzt vorgestellt. Die weitere Diagnostik oder Therapie wie Lumalbunktionen, Intubationen, Blutentnahmen, ZVK-Anlage etc. lag dann auch in der Hand der Studenten unter Aufsicht des Arztes.
In Absprache mit meinem Consultant habe ich zwei Wochen in der rheumatologischen Ambulanz verbracht. Generell war es kein Problem, in verschiedene Abteilungen hineinzuschnuppern.
Da mein besonderes Interesse der Chirurgie gilt, habe ich mich besonders über ein Wochenende in der Trauma-Unit gefreut, wo ich Patienten mit Stich- oder Schusswunden versorgen durfte.
Insgesamt durfte ich hier sehr selbstständig arbeiten, konnte bei Unklarheiten aber immer einen der Ärzte fragen, die mir diese auch sehr bereitwillig beantwortet haben.
An fast jedem Tag gab es Tutorials oder pathologische Konferenzen, die für Internationale Studenten zwar freiwillig, aber trotzdem sehr lohnenswert waren.
Auf den Abteilungen hatte ich auch Kontakt zu südafrikanischen Studenten, wirkliche Freundschaften haben sich aber nicht ergeben.

Besondere Erlebnisse und Kurioses - Die Arbeitsweise in Südafrika unterscheidet sich in manchen Dingen sehr von der Deutschen. In Deutschland werden flächendeckend Sicherheitskanülen eingeführt, die teurer und unhandlicher sind, aber dann auch die letzte Nadelstichverletzung zu verhindern versprechen. In Afrika nimmt man das Blut mittels einer Spritze und Kanüle ab, um es dann in die Probenröhrchen zu füllen. Mehr Risiko geht schon fast nicht mehr.
An der Eingangstür zur Notaufnahme steht ein Schild mit dem Hinweis, dass Gewehre und Pistolen im Krankenhaus verboten sind, daher ist es dort sehr sicher ;-)
Selbst in der Notaufnahme ist die südafrikanische Gelassenheit zu spüren. Obwohl die Ärzte zügig und gewissenhaft ihre Arbeit machen, kommen die Patienten erst an die Reihe, wenn sie dran sind. Eine Triage gibt es hier nicht, was auch durchaus dem ein oder anderen Patienten das Leben kosten kann.

Mitzubringen - Ich habe einen weissen Kittel mitgebracht, der auf der Station vollkommen ausgereicht hat. Einige Studenten sind sogar ganz ohne Kittel zur Visite gegangen. In der Notaufnahme hatte ich meistens OP-Kleidung getragen, die ich ebenfalls aus Deutschland mitgebracht habe. Es gibt dort zwar auch "Scrubs" zu kaufen, diese sind jedoch so teuer, dass es sich kaum lohnt. Wer dann noch Stethoskop, Pupillenlampe, Reflexhammer und etwas Literatur mitbringt, ist bestens gerüstet.

Finanzielles

Studiengebühren - Die Studiengebühren in Höhe von etwa 650 Euro habe ich im Voraus, zusammen mit der Miete in Höhe von etwa 450 Euro für 8 Wochen, überwiesen.

Lebenshaltungskosten - Erst einmal vorweg: Lebensmittel und Bekleidung ist hier nicht günstiger als in Deutschland. Im Restaurant zahlt man verhältnismässig wenig, aber unter sechs Euro bekommt man auch dort nur Fast-Food. Ein Auto ist unentbehrlich, aber auch recht günstig. Ich habe etwa 110 Rand (ca. 11 Euro) pro Tag bezahlt, der Sprit ist günstiger als in Deutschland. Freizeitaktivitäten sind meist etwas günstiger als in Deutschland.

Versicherung - Es wurden keine besonderen Versicherungen vorausgesetzt. Wer eine Auslandskrankenversicherung und eine Privat- und Berufshaftpflichtversicherung hat, der muss sich keine Sorgen machen.

Fazit

Dieses Tertial war unvergesslich! Die Arbeit hat mir in vielen Dingen eine neue Sichtweise vermittelt, in der Freizeit habe ich die wunderschönen Seiten des Landes kennengelernt. Ich würde mich jederzeit wieder für ein Tertial in Südafrika entscheiden und kann nur jedem dazu raten!

Links

GoCapeTown.co.za

Literaturempfehlungen

Cape Town (Lonely Planet Cape Town) von David Else, Oliver Berry, und Martin Davenport (Lonely Planet Publications)

Innere Medizin 2010 von Gerd Herold und Mitarbeiter (Gerd Herold)

Checkliste Innere Medizin von Johannes-Martin Hahn (Thieme)

Lonely Planet Sprachführer Englisch von Birgit Borowski und Mitarbeiter (MAIRDUMONT, Ostfildern)


© Felix Hoffmann 2009 2339 Besucher seit dem 22.07.2009 Letzte Änderung: 20.12.2009